Wenn in diesen Tagen 30 Jahre Deutsche Einheit gefeiert wird, dann geht natürlich der Blick auch zurück ans Ende der 1980er Jahre. So wollen wir das auch tun und aus einem anderen Anlass ein Gebäude "würdigen" das seit über 4 Jahrzehnten zur Silhouette des Sportgeländes auf Krimpelen gehört(e): Die Schießbude, das Skistüble, das Almstüble, die Ballhütte ... also das kleine Holzhäuschen neben dem Wasserturm.
Wie kommt es also, dass so ein kleines Gebäude so viele Namen und scheinbar so viele Funktionen hatte?
Nun, fast jeder Verein hat so ein Hüttchen, eine Garage, Schuppen ... indem Bälle, Eckfahnen, Trainingsleibchen, Streuwagen und andere Utensilien verstaut werden. So auch beim SVO. Denn neben dem als Unterstand gebauten Sportheim aus den 1970er Jahren das auf dem alten Wasserspeicher von Iflingen errichtet wurde - in den ersten 10 Jahren hatte das Sportheim noch keine Umkleideräume - brauchte es Platz für die Trainingsutensilien. Die sperrigen Gerätschaften, wie Streuwagen und Rasenmäher wurden im Vorraum zum Wasserspeicher verstaut.
Hinzu kam, dass die frühen Fleckenturniere bis zum ersten gemeinsamen Fleckenturnier der Sportvereine Oberiflingen und Schopfloch, Veranstaltungen waren die als Hocketse im und um das Sportheim ausgerichtet wurden. Als spezielles Angebot wurde die Ballhütte dann als Schießbude genutzt. Noch Jahrzehnte danach fand man immerwieder in irgendwelchen Schränken oder Ecken Plastikblumen und andere typischen Preise die es bei Schießbuden nunmal zu gewinnen gibt. Fragt man die älteren so gibt es einige lustige Geschichten zu erzälen, ganz unter dem Motto "des könntescht heut nemme macha!".
Das Almstüble und die Skihütte sind insbesondere mit einem Namen zu verbinden: Adolf Alm (auf dem Bild rechts mit der Flasche Wein in der Hand zusammen mit Gottlob Seeger damals Vereinskassierer), der leider vor kurzem verstorben ist und jahrelang nicht nur als Platzwart und Sportheimwirt tätig war, sondern auch die Ballhütte zu einer gemütlichen Bewirtungshütte umfunktioniert hatte. Schnell wandelte sich das Almstüble in eine Wirtschaft mit regem Zulauf, sowohl für das Feierabendbier, als auch für den Frühschoppen am Sonntagmorgen. Da das alte Sportheim, erst Anfang der 1990er Jahre eine funktionierende Heizung erhielt und bis dahin in den kühleren Monaten schnell auskühlte, wurden auch Trainingsabende eher im Hüttchen beendet, als dass man es sich im Sportheim hätte "gemütlich" machen wollen, denn "gemütlich machen" im Sportheim das war nur schwer möglich zu der Zeit. Heute ist es nicht mehr vorstellbar, wie man in dem Hüttchen mit 10 und mehr Leuten sich reinpferchen konnte und trotzdem wars o.k..
In den 1980er Jahren konnte regelmäßig eine tolle Langlaufloipe von Schopfloch über Oberiflingen nach Dürrenmettstetten gezogen werden. Diese Loipe ging am Sportgelände vorbei und viele nutzen Adolf Alms Angebot - Adolf war für ein Baugeschäft tätig und hatte an den schneereichen Tagen "Schlecht Wetter", so dass er dann aus der Almhütte quasi ein Loipenstüble bzw. Skihütte machen konnte, um die Sportler mit einem Glühwein etc. zu verköstigen. Auch das Angebot wurde rege genutzt zumal das Gelände mit seinen Parkmöglichkeiten auch als Einstieg in die Loipe genutzt wurde. Letzte Überbleibsel dieser Zeit neben einigen alten bergilbten Zeitungsausschnitten u. a. "Rudi (Kargus) ratlos!" aus den 1980ern und ggf. Anspielung auf unseren langjährigen Torhüter Rudi Killinger waren ein paar alte Holzskier an der Decke der Hütte (siehe auch Innenaufnahme in der Bildergalerie).
Die Ballhütte als Einkehrmöglichkeit erlangte eine gewisse Berühmtheit auch bei denen die dort nicht einkehrten im Rahmen des Festzuges anlässlich des 60jährigen Vereinsbestehens 1992. Die Arbeitskollegen von Adolf Alm würdigten die Einkehrmöglichkeit mit einem eigenen Festwagen, getreu dem Motto "Mit Wasser braut man Bier, darum trinken wir es HIER". Auf dem Festwagen war neben einem gemütlichen Bierbank ein beeindruckender Wasserturmnachbau zu bewundern.
Ohne Adolf Alm wäre in den 1980er Jahren die Sportplatzpflege und der Sportheimbetrieb nur durch sehr mit sehr viel mehr Einsatz der Vereinsmitglieder möglich gewesen und das Almstüble/ Skistüble hätte es möglicherweise nie gegeben. Sein Name wird immer mit diesen Vereinsjahren in Verbindung stehen, auch lange noch nachdem die alte Hütte einem neuen Gebäude gewichen sein wird.
Nachdem das Sportheim 1992 zum 60jährigen Vereinsbestehens umgebaut war, durch eine Trennwand und ausgestattet mit einer Elektroheizung, war so langsam die Zeit des Almstübles vorüber und die Hütte wurde ab dann als Ballhütte genutzt.
Bei Jugendturnieren jedoch, war die Hütte wieder Zentrum des Interesses, denn dann wurde der "Schlag" geöffnet und die Turnierleitung bezog ihren Platz in der Hütte.
Im Anschluss an die Turniere haben dann schon viele Generationen von Kickern aus dem Bezirk Nördlichen Schwarzwald dort ihre Preise, Meidaillen und Pokale abgeholt und mit Stolz und Freude präsentiert.
Weil "der Sportplatz" in Oberiflingen recht ungeschützt auf der Anhöhe liegt, nutzten seit Jahr und Tag Zuschauer das Gebäude als Wind- und Wetterschutz, um Spiele auf dem alten Platz zu verfolgen. Auch so hat sie uns bzw. den Zuschauern gute Dienste erwiesen.
Nach über 4 Jahrzehnten in denen uns die Hütte so vielfältig genutzt wurde, ist es Zeit für einen Neubau. Viele SVO'ler verbinden ihre eigenen Geschichten mit der Hütte und aufgrund dessen war es uns Wert über ein an sich unscheinbares Gebäude diesen Artikel zu erstellen und die Hütte sowie auch Adolf Alm den Hüttenwirt zu würdigen. Ohne den "Alm's Delf" wäre diese unscheinbare Hütte neben dem Wasserturm bei den Vereinsmitgliedern nicht so "legendär" geworden.
Am 30. September 2020 war es soweit, die Hütte wurde abgerissen, um einer neuen Konstruktion zu weichen, die besser auf die aktuellen Anforderungen angepasst ist.
Dieses Bild stammt aus dem Jahr 1982. Die Ballhütte, der Wasserturm und das alte Sportheim umgeben von mächtigen Bäumen die uns jahrelang sowohl Freude, als auch Sorgen in Bezug auf das Sportheimdach und die Sicht auf den Sportplatz bereiteten.
Dieses Bild stammt aus dem Jahr 2019. Der große Wasserturm und die kleine Ballhütte, es scheint fast so, als ob die beiden Objekte zusammengehören.